Anstelle der heutigen Boxhagener Straße verlief lange Zeit nur ein Feldweg, der zum 1358 von der Stadt Berlin erworbenem Vorwerk Boxhagen führte.
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Helenenhof |
Auf Veranlassung von Friedrich II. siedelten sich 1771 böhmische Kolonisten an diesem Feldweg an. Erst im Jahre 1897 wird für dieses Gebiet, das
bis 1905 vollständig bebaut war, ein Bebauungsplan aufgestellt. Der Boxhagener Platz wird 1903 angelegt, wobei ein Wochenmarkt für die Versorgung
mit Lebensmitteln vorgesehen wurde. Durch Industrieansiedlungen in der Umgebung wird der Kiez zu einem Arbeiterviertel. Eine Ausnahme bildet die für
Beamte erbaute genossenschaftliche Wohnanlage um den Helenenhof, der mit seiner parkähnlichen Gestaltung und dem Spielplatz für Kinder auffällt.
Auch die für wohlhabende Bürger bis 1914 errichtete Knorrpromenade ist ungewöhnlich für diese Gegend. Die stille Wohnstraße mit
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Knorrpromenade |
seinen kleinen Vorgärten und den säulenverzierten Balkonen wird an der Wühlischstraße durch Eingangspforten vom restlichen Viertel
abgegrenzt. Nach den Kämpfen im Jahre 1945 waren große Teile Friedrichshains zerstört. Im Jahre 1950 wurde im westlichen Teil des damaligen
Bezirkes mit dem Neuaufbau begonnen, der eine weitgehende Umgestaltung der Straßen- und Baustrukturen zur Folge hatte. Neben der Karl-Marx-Allee-Bebauung
entstanden später viele sogenannte Plattenbauten, die heute das Straßenbild mitbestimmen. Von dieser Umstrukturierung blieb jedoch der
östliche Teil von Friedrichshain um den Boxhagener Platz verschont. An diesen Häusern wurde auch zu Zeiten der DDR kaum etwas verändert.
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Boxhagener Platz |
Toiletten eine halbe Treppe tiefer im Hausflur oder sogar auf dem Hinterhof gehörten auch weiterhin zum Standard der Mietskasernen. Nach den politischen
Veränderungen der Jahre 1989/90 prägten Hausbesetzer das Bild der heruntergekommenen und teilweise unbewohnten Häuserzeilen. Im November kam
es dann in der Mainzer Straße nördlich des Boxhagener Platzes zu schweren Auseinandersetzungen zwischen den Besetzern und der Polizei.
Alteigentümer hatten die Räumung der besetzten Gebäude veranlaßt, damit diese saniert werden konnten. Mittlerweile sind viele Teile
dieses Wohngebietes saniert und modernisiert worden. Neben den alteingesessenen Friedrichshainern wohnen zunehmend junge Leute und Studenten in diesem
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Boxhagener Platz |
Viertel, die durch niedrige Mieten der noch nicht sanierten Häuser angezogen werden. Den dicht umbauten
Boxhagener Platz
prägt auch heute noch ein
Markt, der mehrmals wöchentlich stattfindet. Dann finden sich um die Grünanlage mit Kinderspielplatz und Planschbecken Händler aller Couleur
zum geschäftigen Treiben ein. Bänke laden Rentner und Eltern zum Verweilen ein, während sich Kinder nebenan austoben können. Aber auch
Arbeitslose, die hier ihr Bier trinken, gehören zum Straßenbild. Die Studenten bevorzugen dagegen die Straßencafés und Bistros entlang des
Boxhagener Platzes. In den Abendstunden prägen vor allem Hunde mit ihren Besitzern das Gesicht dieser Grünanlage. Seit Oktober 2000 ist das
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Kino Intimes |
historische dunkelgrüne Toilettenhaus wieder in Betrieb, welches 1992 abgebrannt war. Es wurde äußerlich originalgetreu rekonstruiert und
innen völlig modernisiert. Unweit des grünen Fleckchens bietet an der Boxhagener Straße Ecke Niederbarnimstraße das kleine Kino
Intimes, das seit etwa 1915 besteht, jung und alt ein ganz besonderes Kinoerlebnis. Mit seinen nur 97 Plätzen, dem Kachelofen und der
Wohnzimmer-Atmosphäre macht das Kino seinem Namen alle Ehre. Um die Konkurrenz zu den großen Multiplex-Kinos zu bestehen, zeichnet sich das Programm
durch ausländische Filme im Originalton, alte Streifen aus der Filmgeschichte oder andere Werke für Cineasten aus. Am Vormittag laufen
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Simon-Dach-Straße |
traditionell Filme für Kinder zu besonders günstigen Eintrittspreisen. Im Anschluß können Besucher das benachbarte Kinocafé besuchen.
In den letzten Jahren hat sich um den Boxhagener Platz, aber besonders in der
Simon-Dach-Straße
eine sehr lebendige Kneipenkultur entwickelt. Neben
vielen leerstehenden Gewerbeflächen, aber auch kleinen Geschäften mit handverlesenen Angeboten laden zahlreiche
Szenekneipen
und Cocktailbars
bis spät in die Nacht zu einem Besuch ein. Im Sommer, wenn die Bürgersteige voller Stühle, Bänke und Tische stehen, bevölkern viele
meist junge Leute die kleinen Lokale. Dort kann man dann bei einem Bier oder Cocktail neue Leute kennenlernen oder bei wechselndem Musikprogramm mit
Freunden die Abende verbringen.
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